
Wer in Mitteleuropa lebt, sollte sich eigentlich mit Lichtkugeln / Orbs / Uforbs beschäftigen statt mit Ufos! Diese Dinger treten wesentlich häufiger auf, ihr Erscheinen hat ganze Sagenbände gefüllt – und da sie „ortsgebunden“ sind und sich zumeist entlang alter Verkehrswege tummeln, weiß man immer, wo man suchen bzw. Zeugen befragen kann.
Da wir uns gerade mit Anomalien im Bayerischen Wald beschäftigen, kam der Hinweis von Leser Micha auf ein Buch zum Thema gerade recht, in dem u. a. das „Hausinger Licht“ beschrieben wird.
Epizentrum ist der Ort „Haus im Wald“, heute ein Ortsteil der niederbayerischen Stadt Grafenau im Landkreis Freyung-Grafenau. Wenn man es nun ganz genau nimmt, so trieb sich das Licht zwischen „Haus im Wald“ und Furth umher – über dem „Thale“.
Überliefert bzw. schriftlich fixiert wurde die Anomalie von Pfarrer Franz Leeb, der seine Stelle in „Haus“ 1880 angetreten hat und 1901 einen Bericht zu dem Licht verfasste.
Leeb fand heraus, dass das Phänomen seit mindestens 1830 zugange ist – so weit reichten wohl die mündlichen Schilderungen zurück.
Es erschien meist ab 17 Uhr und flog dann bis in die Nacht hinein durch die Gegend. Dabei änderte bzw. variierte es Höhe, Flugbahn und Geschwindigkeit – und konnte mit Zeugen / Beobachtern interagieren.
Nicht überliefert ist, ob das Licht „sprechen“ konnte. Andere Lichterscheinungen im Bayerischen Wald (und anderswo) konnten das!
Die „Anomalie“ hielt sich offenbar an einen „Zeitplan“, denn sie wurde zwischen Allerseelen (02.11.) und Lichtmess (02.02.) beobachtet – was zeitlich recht gut den „Halloween-Effekt“ (31.10.) und die „Rauhnächte“ (25.12.–06.01.) abdeckt!
Dass diese Lichter nicht einfach so durch die Gegend fliegen, sondern durch Zeit und Raum „angehalten“ bzw. „bedingt“ werden, macht es noch leichter, sie zu untersuchen. Heute würde man wohl sagen: Sie sind „programmiert“ worden, zu einer gewissen Zeit einen gewissen Ort zu „observieren“!
Kurios ist der Umstand, dass das Licht nicht von allen Menschen gleichermaßen beobachtet werden kann bzw. konnte! Waren etwa zwei nächtliche Wanderer unterwegs, so konnte der eine es sehen, der andere hingegen nicht.
Eine besondere Vorliebe schien es für den Friedhof gehabt zu haben, da es sich gerne über diesem aufhielt. Hierzu Pfarrer Leeb:
„Ich sah es zum ersten Male an einem Abend im November 1881, abends gegen 8 Uhr. Es stand, respektive hing, hoch heroben in der Gegend des jetzigen Friedhofes. Es war wie ein etwas faustgroßer Gasball von bedeutender Helle, stand ziemlich hoch über der Erde – es war eine trockene, kalte Nacht – und bewegte sich mit ziemlicher Raschheit vorwärts, der Vogeltenne zu.“
Und gegen Weihnachten 1881:
„Auf der Ebene oberhalb Furth gehend, sahen wir bald rechts von uns in ziemlicher Ferne ein Licht. […] Ich aber beschwor das Licht: Wenn es kein natürliches Licht sei, solle es zu uns herkommen! Und richtig! Plötzlich fuhr das Licht eine Strecke senkrecht aufwärts, dann flog es direkt auf uns zu – aber bloß etwa halben Weg –, dann streckte es sich und war in einer Grundfalte des Thales verschwunden.“
Bei einer anderen Gelegenheit trafen Pfarrer und Licht abermals aufeinander, wobei ersterer letzteres nochmals „beschwor“:
„Auf diesen Befehl hin fuhr plötzlich das Licht direkt scharf auf mich zu. Es flog sehr rasch hoch in der über alle inzwischen liegenden Hügel und Thäler fern weg in einer Linie, ohne sich zu senken oder zu steigen. Es wurde mit der Annäherung größer – zuletzt wie eine glühende Feuerkugel.“
Dass das Licht Gedanken lesen und auf diese reagieren konnte, ist zwar interessant, aber weit verbreitet – man sehe sich die Einträge unter dem Tag „Uforbs“ an.
Man kann diesen Kugeln durchaus „Intelligenz“ bzw. die Fähigkeit zu interaktivem Verhalten zugestehen, was uns letztlich aber nicht weiterbringt bei der Frage, womit oder mit wem wir es hier eigentlich zu tun haben!
Arbeitsgruppe Bayern leuchtet
Die Kollegen Kleinschmidt & Sattler waren fleißig und haben die uns zugänglichen bayerischen Lichtkugel-Berichte – aus Sagen und der UFO-Literatur – auf einer interaktiven, digitalen Landkarte verewigt.
Es zeigen sich interessante Cluster, Überschneidungen zwischen alten und neuen Berichten, und – wie kann es anders sein – die These, dass Verkehrswege der Hauptanziehungspunkt dieser Lichter waren/sind, hat sich ebenfalls erwiesen!ʬ
===
P.S.: Zum Thema der Lichtkugeln/Uforbs sind mir noch ein paar Kurznotizen zugeflattert:
Himmelslichter, „Engel“ & eine Leiche: Ab den 1960er-Jahren dürfte der deutsche Autor Hermann Schreiber einer der meistgedruckten populärhistorischen Autoren gewesen sein – zumindest steht in meiner Bibliothek eine ganze Menge seiner Bücher!
Ein Neuzugang für mich ist Halbmond über Granada – Acht Jahrhunderte maurischer Herrschaft in Spanien. In diesem Buch fand sich eine gruselige Notiz:
„In einem Wald bei der heutigen Stadt Padrón, die damals noch ihren römischen Namen Iria trug, waren nächtliche Lichter gesehen worden und vom Himmel herabsteigende Engel. […] Bald darauf fand man einen unbekannten männlichen Leichnam in diesem Gehölz.“
Ob die himmlischen Lichter und „Engel“ mit der „frischen“ Leiche zu tun hatten? Überlebte da jemand seine Verschleppung nicht und wurde zurückgebracht? Drei solche Besonderheiten im selben Raum-Zeit-Fenster – das kann kaum ein Zufall sein! Veranschlagt ist die Angelegenheit um das Jahr 800!ʬ
Lichter auf hoher See: Meine U-Bahn-Lektüre war unlängst „Brasilien – Historie von den nackten, wilden Menschenfressern“ von Hans Staden. Staden war ein Abenteurer des 16. Jahrhunderts, der aus Homberg in Hessen stammte und ab 1547 auf großer Südamerikafahrt war.
Besonders interessant war seine Schilderung der Speisegewohnheiten der Indianer auf dem Gebiet des heutigen Brasilien – sie waren allesamt Kannibalen und verspeisten Kriegsgefangene bzw. auch eigene Leute, die verletzt oder krank waren.
Dieser Umstand hat wohl viel dazu beigetragen, dass die Europäer keinen unbedingt guten Eindruck von den Ureinwohnern bekamen.
Auf hoher See hatte Staden dann eine unheimliche Begegnung, über die er schrieb:
„...erschienen uns viele blaue Lichter auf dem Schiff, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Als die Wogen vorne ins Schiff schlugen, gingen sie wieder aus. Die Portugiesen sagten, diese Lichter seien ein Zeichen für gutes Wetter und eigens von Gott gesandt als Trost in unseren Nöten.“ [S. 72]
Möglich, dass es sich dabei um Elmsfeuer gehandelt hat!ʬ
Mühlhiasl & Mühlenlichter: Etwas angestrengt habe ich das Mühlhiasl-Buch von Manfred Böckl studiert – an sich ein Roman. Dabei frage ich mich, wieso kein Sachbuch verfasst wurde?
Mühlhiasl, bürgerlich Matthäus Lang, soll ein bayerischer Seher gewesen sein, um den die Quellenlage schlecht bestellt ist. Die älteste mir bekannte schriftliche Quelle stammt von 1921: die „Keilhofersche Handschrift“, in Abschrift durch Paul Friedl.
Erstaunlich sind die Parallelen zwischen Mühlhiasl und Irlmaier – mag sein, dass Verleger Adlmaier, der sich ja mit beiden Propheten beschäftigt hat, das eine oder andere von Mühlhiasl dem Irlmaier „angehängt“ hat – oder umgekehrt!
Die „Rotjankerten“ Angreifer aus dem Osten stammen dabei von Mühlhiasl und beziehen sich auf die k. & k. Panduren von 1778, die Bayern unsicher gemacht haben. Russen waren damit nicht gemeint! Es findet sich bei Böckl auch ein Hinweis auf umgehende Mühlenlichter:
„Es mochte auch damit zusammenhängen, dass in den Mühlen oft nächtliche Lichter zu geistern schienen.“
Das erinnert mich an eine Falluntersuchung hier in München am Auer-Mühlbach. Kurios ist – dies mal nachgetragen –, dass der Mühlhiasl zukünftig „eiserne Hunde“ durch die Wälder streifen sah, wobei ich natürlich an die von Boston Dynamics entwickelten „RoboDogs“ denken musste!ʬ