
Historiker sind heute oft der Meinung, Hitler habe lediglich den Unmut der Bevölkerung bezüglich des Versailler Vertrags aufgegriffen und vom latenten Antisemitismus sowie von den Befürchtungen bürgerlicher Kreise vor dem Kommunismus profitiert. Das habe ihn schließlich an die Macht gebracht.
Fakt ist jedoch, dass er vom militärisch-industriellen Komplex entdeckt und instrumentalisiert wurde. Auf seine politische „Ausbildung“ zum „Volksredner“ beim Militär bin ich bereits weiter oben eingegangen.
Interessant ist auch, dass Hitler nicht nur von der Reichswehr gefördert und finanziert wurde, sondern auch schon weit vor 1933, also vor der „Machtergreifung“, Spenden und Zuwendungen von der Industrie erhielt.
In „Weltkonzern und Kriegskartell“ von Diarmuid Jeffreys findet sich eine interessante Liste der Unterstützer, die die „Bewegung“ bereits vor 1933 finanziert haben! Zitat von Seite 255ff:
„Stahlfabrikant Fritz Thyssen […], Bankier Hjalmar Schacht, […] Friedrich Flick, der Großindustrielle, der Beteiligungen an Eisen-, Kohle- und Stahlunternehmen hielt; Robert Bosch, der Gründer des gleichnamigen Konzerns für Elektrotechnik (und Onkel von Carl Bosch); Hugo Stinnes, Otto Wolff und Ernst Poensgen, allesamt Besitzer von Kohlezechen und Stahlfabriken; der einflussreiche Bankier Kurt von Schröder und der Wirtschaftjournalist Walter Funk sowie Wilhelm Keppler, Leiter einer kleineren chemischen Fabrik […] Siemens, die Dresdner Bank und die Vereinigten Stahlwerke…“
Hitler und die edlen Spender
Mit der Geschichte des Nationalsozialismus beschäftige ich mich schon seit meiner Jugend. Ich finde daran den Unterschied zwischen den historischen Ereignissen, die man als „verbürgt“ ansehen kann, und der zeitgenössischen „Exegese“ durch „Historiker“ und Autoren interessant.
Eine Mär, die man heute gerne über die NSDAP verbreitet, ist die, dass die Partei in ihrer Frühzeit latent pleite war. Damit soll der Eindruck vermittelt werden, dass die potenten Eliten der Weimarer Republik keine Unterstützer oder Geldgeber waren.
Richtig ist jedoch, dass sowohl die Reichswehr als auch das „Kapital“ jede Menge Kapital in die „Bewegung“ steckten – und das weit vor 1933!
Interessant ist, dass diese Hitler-Unterstützer auch in der Nachkriegs-Bundesrepublik zu den Eliten zählten. Das erklärt wohl auch, dass man deren finanzielle Transaktionen zugunsten der NSDAP gerne unter den Teppich kehrt.
Wer sich mal durch die Tagebücher des Joseph Goebbels gekämpft hat (mir liegt die fünfbändige Taschenbuchausgabe von Piper vor), wird sich wundern, mit welchen Mitteln der Wahlkampf dieser „armen“ Partei bestritten wurde!
Goebbels prahlte darin mehrfach, dass Städte und Gemeinden derart mit Plakaten, Flugblättern und anderem Werbematerial „zugekleistert“ wurden, dass die Systemparteien völlig untergingen. Zudem wurden die teuersten und besten Anwälte herangezogen, wenn es darum ging, straffällig gewordene SA- und SS-Männer vor Gericht zu vertreten! Woher kam das Geld?
Goebbels hüllte sich dazu in Schweigen. Erwähnt werden lediglich „Treffen“ mit anonymen Geldgebern, die dem Propagandachef alle finanziellen Sorgen abnahmen. Etwas weniger Zurückhaltung zu diesem Thema übte der „Architekt des Führers“, Albert Speer, in seinem Werk „Spandauer Tagebücher“, das ich gerade lese.
Nachdem die NSDAP kurz vor der Wirtschaftskrise mal wieder unsäglich geprasst hatte und pleite war, trat sofort der Unternehmer Emil Kirdorf auf den Plan. Er übernahm alle Schulden der Partei und machte sie wieder „flott“, was wohl bedeutet, dass es eine zusätzliche Anschubfinanzierung gab. (S. 123)
Hitler hat sich beim „Kapital“ anschließend auch für die Hilfe bedankt. Arbeiterbewegung und Gewerkschaften wurden zerschlagen, die Löhne gesenkt. Besonders gut aufgedröselt wird die Ausbeutung der Arbeiterschaft im Dritten Reich übrigens in dem Buch „Georg Elser – Der Hitler-Attentäter“ von Peter Steinbach und Johannes Tuchel, mit direkten Lohnvergleichen zwischen dem „Standard“ in der Weimarer Republik und dem Dritten Reich!ʬ